Sonntag, 10. November 2013

Elefant, Tiger und Co.

Das Wochenende nach Miras Rückflug hab ich mir die volle Dröhnung Tier gegeben.
Samstag bin ich mit dem Rad zum Franklin Park Zoo gefahren. Der liegt im Süden Bostons, man kommt mit dem Rad relativ gut hin und er ist deutlich näher als der Stone Zoo. Außerdem hat es nicht geregnet, alles in allem ein angenehmerer Ausflug. Der Zoo selbst war auch wieder eher klein, außerdem gab es keine Elefanten, was definitiv immer ein Minuspunkt ist. Nur einige wenige Gehege waren so, wie wir es von modernen deutsches Zoos kennen: freier Blick auf Tiere in weitläufigen, naturnahen Anlagen, ohne Zäune, sondern eher mit Wassergräben und großen Glasfronten. Generell gibt es hier noch viele Gehege, die je nach Größe und Gemüt der Bewohner, mit Maschendraht oder massiven Metallstangen eingefasst sind. Das trübt den Blick und macht manchmal einen recht trostlosen Eindruck. Aber wie gesagt, es hab auch positive Beispiele. Die Gorillas hatten eine Anlage ähnlich wie im Pongoland in Leipzig (wer noch nicht da war, hat was verpasst) und bei den Tigern störten eher die amerikanischen Mütter, die ihre drei- und vierjährigen Kinder noch im Kinderwagen durch den Zoo karrten. Auch hatte ich den Eindruck, dass nicht die Tiere die Hauptattraktion im Zoo waren, sondern der große Spielplatz in der Mitte. Eigentlich hatte man den gesamten Zoo für sich und Ruhe, nur an drei Plätzen war war los: vor dem Löwengehege, bei den Tigern und eben auf dem Spielplatz. Naja, war trotzdem ein schöner Tag.

Am Sonntag habe ich dem New England Aquarium einen Besuch abgestattet und mir gleich das Kombiticket für die Walbeobachtung geholt. Das hab ich noch nie gemacht, und die Gelegenheit war günstig. Das Ticket ging auch so einigermaßen, für beides muss man als Erwachsener umgerechnet 44 Euro auf den Tisch legen, Familienkarten gibt es - wie meistens in den Vereinigten Staaten  - nicht. Nur mal so zum Vergleich: der Einzeleintritt kostet etwa 18 Euro, im Leipziger Zoo sind es im Sommer hingegen 17 Euro, und da hat man neben einem recht großen Aquarienkomplex auch noch den ganzen restlichen und überaus schönen zoologischen Garten. 
Das Aquarium war aber trotzdem sehr schön und auf jeden Fall empfehlenswert. Schon außen im Kassenbereich gibt es ein Robbenbecken als Publikumsmagnet, was sicher hilft, dass sich viele Eltern von ihren Kindern überreden lassen, auch rein zu gehen. Das Aquarium hat verschiedene Themenbereiche, die um das zentrale zylindrische Riffbecken angeordnet sind. Außerdem gibt es ein Streichelbecken mit Rochen, vier verschiedene Pinguinarten (nur die kleineren aus den (sub)tropischen Regionen) und Seelöwen. Zwei Stunden kann man schon im Aquarium verbringen und sollte man einkalkulieren, wenn man danach noch die Whale Watching Tour plant. Wie scheinbar überall hier gibt es auch ein IMAX, in dem verschiedene Filme laufen... naja, ich glaube, das kann man sich sparen.

So wie ich das gesehen habe, gibt es verschiedene Anbieter von Walbeobachtungen in Boston, preislich nehmen sie sich nichts. Da das Aquarium halt diese Kombitickets anbietet, lag es auf der Hand, das auch in Anspruch zu nehmen. Bei herrlichstem Sonnenschein ging es in ca 90 Minuten raus auf die Stellwagen-Bank. Das ist ein nahrungsreiches Unterwasserplateau, wo oft Wale und Delfine gesichtet werden. Trotz einigen Suchens und Wartens war uns das Glück nicht hold, was die ganz großen Meeressäuger anbelangt. Dafür haben wir eine Gruppe Delfine gesehen und sind denen eine Weile gefolgt. Der Kapitän achtete dabei immer auf genügend Abstand zu den Tieren und wenn die sich entschieden, unter dem Boot hinwegzuschwimmen, wurden auch die Maschinen ganz abgestellt. Auch wurde darauf geachtet, dass beide Bootsseiten mal in gute Foto-Position gebracht wurden, wobei eigentlich immer alle Passagiere auf die Bordseite strömten, von der man die Tiere sehen konnte. Man will schließlich immer was sehen und jede Menge gute Fotos machen.
Insgesamt dauerte der Trip ca 5 Stunden und wenn man keine großen Wale zu Gesicht bekommt, erhält man einen Gutschein, den man gegen eine neue Tour eintauschen kann. Das hilft Tagesgästen natürlich wenig, aber für mich hat es sich natürlich gelohnt. Ich sah mich schon bis Saisonende jedes Wochenende auf´s Meer fahren =). Hauptsaison ist so Mitte/Ende Juni - Juli, das sollte man vielleicht berücksichtigen, wenn man nur kurz in Boston ist und sich mit dem Gedanken trägt, so eine Whale Watching Tour zu machen. Im Herbst wandern dann die Wale wieder aus dem Norden in die Karibik, sodass man auch da immer noch die Chance hat, Wale zu sichten. Man braucht aber immer Glück, egal ob im Sommer oder im Herbst. Und es kann auch sein, dass auf einer Tour morgens sieben Wale gesehen werden und nachmittags nicht ein einziger - oder andersherum. Wenn man ne Garantie haben will, muss man schon auf den Walbeobachtungsbooten arbeiten, als Ferien- oder Wochenendjob. Der Kapitän wurde bei der Suche immer von zwei jungen Leuten unterstützt, ich nehm an, das waren entweder Studenten entsprechender Fachrichtungen oder vielleicht auch Abiturienten. Die haben halt ein bisschen was über die Wale, deren Verhalten etc erzählt, mit dem Fernglas Ausschau gehalten und im Fall der Fälle mit ner guten Kamera auch Fotos gemacht... diese können dann benutzt werden, um Anhand von charakteristischen Merkmalen wie Färbungsmuster oder Flossenform Bewegungsprofile der Wale zu erstellen. Da Wale keine Smartphones benutzen, ist das deutlich schwieriger als bei unserer Species.
Eine Woche später hatte ich dann Glück. Ein Finnwal und zwei Buckelwale! Das war schon echt spannend und toll! Leider war die Zeit bei den Walen viel zu kurz, nach einer Stunde mussten wir wieder zurück. Und die Wale bleiben ja auch nicht die ganze Zeit an der Oberfläche im Modell-Pose, sondern man muss immer abwarten, wo sie wieder auftauchen um ihnen dann langsam hinterher fahren zu können. Kaum ist man dann mit dem Boot wieder in der Nähe, hat vielleicht einen Blick auf die grauschwarzen Rücken erhascht und die Kamera in Position gebracht (Fokus ok, keine Mützen, Schultern und Haare drauf), tauchen die Biester schon wieder ab und man versucht verzweifelt den richtigen Moment zu erwischen, um die Schwanzflosse toll und bilderbuchmäßig draufzukriegen. Wenn man nicht gerade ne Spiegelreflex mit 20 Bildern/Sekunde und Maschinengewehrauslöser hat, ist das ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Aber man soll ja eigentlich eh den Moment genießen, mit eigenen Augen, und die Welt nicht nur durch den Kamera-Sucher oder durch ein 3''-Display auf- und wahrnehmen.

Bis bald, ihr Lieben.























Gruppe atlantischer Weißseitendelfine
 
ein Finnwal
Buckelwal beim Ausatmen
im Gegensatz zu Finnwalen tauchen Buckelwale so ab, dass man die Schwanzflosse sehen kann

Und noch zwei kurze Video-Sequenzen: