Lang ist´s her, seit ich mich das letzte Mal gemeldet hab, was unter anderem mit dem Besuch von Mira und unserem Ausflug nach New York zu tun hatte. Aber alles der Reihe nach.
Samstag, 7.9., wurde dazu genutzt, all die Sachen zu tun, die schon lange liegen geblieben waren. Also Wäsche waschen, Zimmer aufräumen, Staub saugen und wischen etc. Am zeitigen Abend dann noch ein paar Sachen im Labor erledigen und von dort aus gleich zum Flughafen, Mira abholen.
Der Flieger landete auch pünktlich kurz nach 21 Uhr, aber bis Mira dann endlich mal durch die Tür am Ausgang kam, vergingen nochmal 90 Minuten. Gefühlt war sie die letzte, die da mit Rucksack und großem Koffer durch die Security kam. Aber Hauptsache überhaupt, die Wiedersehensfreude war natürlich groß =). Okay, riesig.
Wie sich herausstelle, war der Koffer voll bis oben hin (und mit etwas über 23kg sogar knapp über der eigentlichen Freigepäckgrenze), aber nicht mir Miras Sachen, sondern mit Winterkleidung und Nahrungsmittellieferungen für Paulin und mich. Hatte ich ja vielleicht schonmal erwähnt, dass so Dinge wie Marzipanrohmasse, Mohn, Mandeln und Nüsse, ob ganz, gehackt, gehobelt oder gemahlen, hier einfach exorbitant teuer sind und es deswegen billiger war, sie einzufliegen. Und Milchreis. Milchreis gibt es hier nämlich nicht. Sauerei. So, jetzt hab ich jedenfalls welchen (ok, nur noch die Hälfte mittlerweile). Dafür kam meine Winterjacke ohne Innenfutter, denn auf die Anweisung "keine weiteren Pullover" wurde die schwarze, flauschige Innenjacke fälschlicherweise für einen Pulli gehalten und musste in Deutschland bleiben. Naja, man kann eben nicht alles haben und es wird bestimmt nicht soooo kalt bis Mitte Dezember. Hoffentlich.
Da Mira also keine weiteren Anziehsachen mithatte, mussten wir Sonntag nach dem Ausschlafen und angemessenem Sonntagsfrühstück erstmal shoppen gehen. Ziel war die Cambridgeside Galleria, ein ganz normales Einkaufszentrum mit reichlich Läden für Klamotten und Schuhe zum erschwinglichen Preis. Vollgepackt mit tollen Sachen, die das Tragen schwerer machten, wollten wir uns dann noch einen leckeren Burger am Harvard Square gönnen, aber Mr. Bartleys hat ausgerechnet sonntags geschlossen. Und das in Amerika. Tssss. Also blieb es bei einer Pizza bei mir um die Ecke.
Und Montag ging der ganze Spaß weiter, diesmal in Wrentham im Outlet-Center. Paulin holte uns am Bahnhof in Franklin ab und zusammen fuhren wir dann ins Outlet (Franklin, Wrentham und Bellingham sind alle nicht weit voneinander entfernt, jeweils eine Autobahnausfahrt weiter oder so... südwestlich von Boston an der Interstate 495, falls jemand gerade auf der Karte sucht).
Das Outlet-Center ist eine Aneinanderreihung von Klamotten- und Schuhläden, die mit Fabrikverkaufspreisen und deutlichen Preisnachlässen Kunden locken. Dazu gibt es ein Coupon-Heft, mit dem sich in einer Vielzahl von Läden nochmal Prozente sparen lassen - meist natürlich erst ab einer bestimmten Summe, die man dann versucht zu erreichen ;). Ganz schön ist, dass das Ganze nicht in einer überdachten Mall ist, sondern man unter freiem Himmel von Laden zu Laden bummelt bzw. von einem Laden in den nächsten stolpert, denn sie sind ja immer nur wenige Schritte voneinander entfernt. Richtig gut war die Entscheidung, diese Shopping-Tour am Montag zu machen, denn es war deutlich leerer als ich es vom ersten Mal kannte, als ich an einem Samstag im Juni mit Marco, Vinita und David da war. Man kann da zwar auch Unterhaltungselektronik und Küchenutensilien kaufen, aber ein Flachbildfernseher oder ein Steinguttopf sind doch eher schlecht zum Mitnehmen im Fluggepäck. Dafür wurde zugeschlagen bei Chucks (ca halber Preis im Vergleich zu Deutschland), diese insb. im Auftrag, und Levis-Jeans (im Schnitt vielleicht ein Drittel vom deutschen Ladenpreis). Außerdem hat sich Mira bei Columbia noch komplett eingedeckt mit Zip-Hose, Wanderblusen, Regen- und Softshell-Jacke - ready für Südostasien. Ach ja, und Teva Sandalen haben wir auch noch gekauft - nicht ganz hässlich, und praktisch. In einer Parfumerie wurde ich ebenfalls noch fündig: die hatten u.a. das "Swiss Unlimited" von Victorinox im Angebot, das ich bisher noch in keinem Laden gesehen hab, sondern immer online bestellen (lassen) musste. Das alles, und noch viel mehr verstauten wir dann fix und alle im Kofferraum (knapp, aber passte) und gönnten uns bei Paulin und Cody daheim noch eine Pizza, bevor es für Mira und mich wieder zurück nach Boston ging.
Nach soviel Kommerz, dachten wir, muss auch noch etwas Bildung sein. Deswegen stand Mittwoch das Museum of Science auf dem Programm - ach ja, falls sich jemand wundert: ich hatte mir die Woche frei genommen. Leider war das Museum ziemlich enttäuschend und anders als gedacht. Wenn man es als Mitmach-/Anfass-/Ausprobier-/Spielerisch Lernen-Museum für Kinder sieht, ist es sicher sehr gut. Von unserem Wissensstand her war jedoch vieles Trivial und vieles auch nicht wirklich tiefgründig erklärt bzw. nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten. Auch die Blitz-Show im "Theater of Electricity" war zwar laut, aber nicht sonderlich spektakulär. Letzendlich war noch am Interessantesten - fast schon wieder am Ausgang - ein großes Perpetuum mobile konstruiert als eine überdimensionierte Murmelbahn, in der Kegel- und Billiardkugeln in Schienen rollten, dabei witzige Effekte in Gang setzten und sich gegenseitig wieder nach oben beförderten. Die knapp 18 € Eintritt war es im Nachhinein nicht wert, zumindest für uns nicht. Mira hatte noch viel weniger gute Worte übrig =D, aber als Erlebnis-Museum für wissbegierige Kinder taugt es sicher prima.
Wieder daheim mussten wir noch fix packen und Verpflegung vorbereiten für unseren Trip nach New York. Am nächsten Morgen sollte der Wecker kurz vor fünf Uhr klingeln. Zeit zum Schlafen gehen.
Bis demnächst =).
Montag, 30. September 2013
Dienstag, 3. September 2013
Stone Zoo
Hallo zusammen.
Da gestern, also Montag, in den USA Feiertag war, ist diese Woche eine kurze Arbeitswoche. Auch mal nicht schlecht. Es war nämlich Labor Day, also Tag der Arbeit. Da den US-Amerikanern aber der 1. Mai als "Tag der Arbeit" vermutlich zu sozialistisch angehaucht ist, haben sie einfach ihr eigenes Datum dafür gemacht. Traditionell gehen mit dem Labor Day die Schulferien zu Ende, die Semester an den Universitäten starten und generell ist der Sommer vorbei. Es gibt eine Zäsur bei vielen Ausflugszielen, was z.B. an gekürzten Öffnungszeiten, reduzierten Fährplänen, eingeschränktem Zugang und niedrigeren Übernachtungskosten zu erkennen ist. Die Nebensaison beginnt.
Samstag bin ich am zeitigen Nachmittag zu Paulin und Cody nach Bellingham gefahren. Das liegt eine Zugstunde südwestlich von Boston. Die Zeit ist sicher nicht ganz repräsentativ, denn irgendwie sind die S-Bahnen mega langsam. Mit dem Rad bin ich zunächst zur nächstgelegenen S-Bahn-Haltestelle gefahren um mal wieder festzustellen, dass es an Bahnhöfen scheinbar aus Prinzip keine Fahrradständer gibt. Paulin und Cody wohnen in einem Wohnkomplex, der bei uns als eine Art Ferienkomplex durchgehen könnte, in den Staaten aber durchaus üblich ist. 4 oder 5 große, gleichartige Gebäude, eine zentrale "Rezeption" mit Fitnessraum, Mini-Kinosaal mit Beamer, ein Schwimmbecken inkl. Whirpool draußen, Zaun drum herum, Chip-Karte zum öffnen von Toren und Türen. Auch die Treppenhäuser hatten etwas von Hotel, lange Gänge mit Teppich, lings und rechts Türen mit Nummern. Die Wohnung an sich war aber eigentlich recht hübsch.
Abends haben wir gegrillt und danach American Football im Mini-Kino geguckt. Gerade ging nämlich die Saison der College(Univeristäts)Teams los und es spielte das "Heim"-Team von Cody, der aus Luisiana kommt. Hab ich das also auch mal gesehen und es wird definitv nicht mein Lieblingssport. Die Regeln hab ich so grundlegend verstanden und man kann es sich auch eigentlich angucken, ABER: wie man aus 4x 15 Minuten Spielzeit knapp 4 Stunden live-Übertragung machen kann, verstehe ich nicht. Wie auch beim Basketball (4x 12min) und beim Eishockey (3x 20min) gibt es ständig Unterbrechungen, bei denen immer die Zeit gestoppt wird. Nun gut, dadurch verlängert sich die Bruttospielzeit. Das eigentliche Problem sind aber die vielen Werbeunterbrechungen. Eigentlich wird jede Spielunterbrechung für Werbung genutzt. Wenn man das auf den Fußball übertragen würde, gebe es vor jedem Freistoß oder vor jeder Ecke erst einmal 5 Minuten Werbung. Deswegen mögen die Amerikaner (bzw. die amerikanischen Unternehmen) Fußball auch nicht so gern - es ist für Werbung einfach zu uninteressant, weil es kaum Möglichkeiten gibt, Werbung an den Kunden zu bringen und damit letztendlich Einnahmen zu erzielen. Andererseits scheffeln natürlich die Basketball- und Eishockeyvereine in den Staaten durch die viele Werbung deutlich mehr Geld als das in den deutschen Ligen der Fall ist, mit dem Ergebnis, dass in ihrer Sportart die NBA (Basketball) und NHL (Eishockey) als die besten Ligen der Welt gelten.
Sonntag viel so ziemlich ins Wasser. Als ich Mittags wieder in Boston ankam, goss es in Strömen und hörte auch nicht wieder auf. Auch der Montagmorgen startete nass. Nach spätem Frühstück nutzte ich einen trockenen Moment um mich auf´s Fahrrad zu schwingen. Es ging in den Stone Zoo, nördlich von Boston. Da Brookline so ziemlich im Südwesten von Boston liegt, und Stoneham im Norden, war es ein ganzes Stück zu fahren. Für die 20 km brauchte ich fast 1:20 h. Alle Ampeln auf Rot, viel Verkehr, und Straßen von der Qualität Lausner Weg+Hartmeyerstraße+Schönblick. Miserabel.
Die Hauptverkehrsstraßen mögen einigermaßes gehen, aber mein Handynavi schickte mich auf der Fahrradroute natürlich (und gottseidank) nicht über Highways und sechsspurige Ausfallstraßen. Und in den Vororten und Nebenstraßen besteht vermutlich ein noch deutlich höherer Sanierungsbedarf als in den deutschen Kommunen.
Dank wiedereinsetzendem Regen und tropischer Luftfeuchtigkeit kam ich auch gut nass am Zoo an.
Knapp 11 Euro Eintritt sind für den doch recht kleinen Tierpark sicherlich kein Schnäppchen, aber was sollte es. Da ich im Internet recherchiert hatte, wurde ich wenigstens nicht böse überrascht. Und außerdem hatten sie Koalas! Deswegen war ich eigentlich da.
Der Stone Zoo ist, wie der Name vielleicht schon erkennen lässt, eher auf Tiere der nördlichen oder kühleren Breiten spezialisiert: Wölfe und Luchse, Eulen, Schneeleopard, Bergziegen, ein Yak, Stachelschweine, Puma, Adler usw. Aber es gab auch ein paar Affen, Schlangen / Eidechsen, einen Jaguar und eben - als Sommerhighlight - die australische Abteilung mit Wellensittichen und Koalas als Leihgabe. Leider wurde die Aussicht auf die Hauptattraktion getrübt durch massiv beschlagene Scheiben, wobei alles Wischen mit der Hand nix half. Vielleicht lag es auch am tropischen Wetter draußen, die Luftfeuchtigkeit machte es sicher nicht besser. Natürlich erwartet man von Koalas kein wildes Herumtollen und Schwünge von Baum zu Baum wie es Gibbons tun, aber ihnen einfach beim Schlafen oder Eukalyptus kauen zugucken zu können, wäre ja schon schön gewesen. Vom Knuddelfaktor her kommen sie nämlich gleich nach Pandas! Unter den gegebenen Umständen war das Koala-Beobachten aber zu anstrengend und unerfreulich... dafür schlief der Jaguar gleich an der Besucherscheibe und der Puma kam auch ganz nah. Nach zweieinhalb Stunden war ich dann durch, ohne gehetzt zu haben, und mit dem Rad ging es wieder eine reichliche Stunde zurück. Zum Glück hatten sich die Regenwolken verzogen, dafür war es jetzt warm und schwül... auch nicht unbedingt perfekt zum schnellen Rad fahren ;-) - aber ein guter Grund für einen Stopp an einer wirklich guten Eisdiele!!! =) ("Toscanini", Mass. Ave, Cambrigde... falls mal jemand dort vorbeikommen sollte).
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