Hallo zusammen.
Da gestern, also Montag, in den USA Feiertag war, ist diese Woche eine kurze Arbeitswoche. Auch mal nicht schlecht. Es war nämlich Labor Day, also Tag der Arbeit. Da den US-Amerikanern aber der 1. Mai als "Tag der Arbeit" vermutlich zu sozialistisch angehaucht ist, haben sie einfach ihr eigenes Datum dafür gemacht. Traditionell gehen mit dem Labor Day die Schulferien zu Ende, die Semester an den Universitäten starten und generell ist der Sommer vorbei. Es gibt eine Zäsur bei vielen Ausflugszielen, was z.B. an gekürzten Öffnungszeiten, reduzierten Fährplänen, eingeschränktem Zugang und niedrigeren Übernachtungskosten zu erkennen ist. Die Nebensaison beginnt.
Samstag bin ich am zeitigen Nachmittag zu Paulin und Cody nach Bellingham gefahren. Das liegt eine Zugstunde südwestlich von Boston. Die Zeit ist sicher nicht ganz repräsentativ, denn irgendwie sind die S-Bahnen mega langsam. Mit dem Rad bin ich zunächst zur nächstgelegenen S-Bahn-Haltestelle gefahren um mal wieder festzustellen, dass es an Bahnhöfen scheinbar aus Prinzip keine Fahrradständer gibt. Paulin und Cody wohnen in einem Wohnkomplex, der bei uns als eine Art Ferienkomplex durchgehen könnte, in den Staaten aber durchaus üblich ist. 4 oder 5 große, gleichartige Gebäude, eine zentrale "Rezeption" mit Fitnessraum, Mini-Kinosaal mit Beamer, ein Schwimmbecken inkl. Whirpool draußen, Zaun drum herum, Chip-Karte zum öffnen von Toren und Türen. Auch die Treppenhäuser hatten etwas von Hotel, lange Gänge mit Teppich, lings und rechts Türen mit Nummern. Die Wohnung an sich war aber eigentlich recht hübsch.
Abends haben wir gegrillt und danach American Football im Mini-Kino geguckt. Gerade ging nämlich die Saison der College(Univeristäts)Teams los und es spielte das "Heim"-Team von Cody, der aus Luisiana kommt. Hab ich das also auch mal gesehen und es wird definitv nicht mein Lieblingssport. Die Regeln hab ich so grundlegend verstanden und man kann es sich auch eigentlich angucken, ABER: wie man aus 4x 15 Minuten Spielzeit knapp 4 Stunden live-Übertragung machen kann, verstehe ich nicht. Wie auch beim Basketball (4x 12min) und beim Eishockey (3x 20min) gibt es ständig Unterbrechungen, bei denen immer die Zeit gestoppt wird. Nun gut, dadurch verlängert sich die Bruttospielzeit. Das eigentliche Problem sind aber die vielen Werbeunterbrechungen. Eigentlich wird jede Spielunterbrechung für Werbung genutzt. Wenn man das auf den Fußball übertragen würde, gebe es vor jedem Freistoß oder vor jeder Ecke erst einmal 5 Minuten Werbung. Deswegen mögen die Amerikaner (bzw. die amerikanischen Unternehmen) Fußball auch nicht so gern - es ist für Werbung einfach zu uninteressant, weil es kaum Möglichkeiten gibt, Werbung an den Kunden zu bringen und damit letztendlich Einnahmen zu erzielen. Andererseits scheffeln natürlich die Basketball- und Eishockeyvereine in den Staaten durch die viele Werbung deutlich mehr Geld als das in den deutschen Ligen der Fall ist, mit dem Ergebnis, dass in ihrer Sportart die NBA (Basketball) und NHL (Eishockey) als die besten Ligen der Welt gelten.
Sonntag viel so ziemlich ins Wasser. Als ich Mittags wieder in Boston ankam, goss es in Strömen und hörte auch nicht wieder auf. Auch der Montagmorgen startete nass. Nach spätem Frühstück nutzte ich einen trockenen Moment um mich auf´s Fahrrad zu schwingen. Es ging in den Stone Zoo, nördlich von Boston. Da Brookline so ziemlich im Südwesten von Boston liegt, und Stoneham im Norden, war es ein ganzes Stück zu fahren. Für die 20 km brauchte ich fast 1:20 h. Alle Ampeln auf Rot, viel Verkehr, und Straßen von der Qualität Lausner Weg+Hartmeyerstraße+Schönblick. Miserabel.
Die Hauptverkehrsstraßen mögen einigermaßes gehen, aber mein Handynavi schickte mich auf der Fahrradroute natürlich (und gottseidank) nicht über Highways und sechsspurige Ausfallstraßen. Und in den Vororten und Nebenstraßen besteht vermutlich ein noch deutlich höherer Sanierungsbedarf als in den deutschen Kommunen.
Dank wiedereinsetzendem Regen und tropischer Luftfeuchtigkeit kam ich auch gut nass am Zoo an.
Knapp 11 Euro Eintritt sind für den doch recht kleinen Tierpark sicherlich kein Schnäppchen, aber was sollte es. Da ich im Internet recherchiert hatte, wurde ich wenigstens nicht böse überrascht. Und außerdem hatten sie Koalas! Deswegen war ich eigentlich da.
Der Stone Zoo ist, wie der Name vielleicht schon erkennen lässt, eher auf Tiere der nördlichen oder kühleren Breiten spezialisiert: Wölfe und Luchse, Eulen, Schneeleopard, Bergziegen, ein Yak, Stachelschweine, Puma, Adler usw. Aber es gab auch ein paar Affen, Schlangen / Eidechsen, einen Jaguar und eben - als Sommerhighlight - die australische Abteilung mit Wellensittichen und Koalas als Leihgabe. Leider wurde die Aussicht auf die Hauptattraktion getrübt durch massiv beschlagene Scheiben, wobei alles Wischen mit der Hand nix half. Vielleicht lag es auch am tropischen Wetter draußen, die Luftfeuchtigkeit machte es sicher nicht besser. Natürlich erwartet man von Koalas kein wildes Herumtollen und Schwünge von Baum zu Baum wie es Gibbons tun, aber ihnen einfach beim Schlafen oder Eukalyptus kauen zugucken zu können, wäre ja schon schön gewesen. Vom Knuddelfaktor her kommen sie nämlich gleich nach Pandas! Unter den gegebenen Umständen war das Koala-Beobachten aber zu anstrengend und unerfreulich... dafür schlief der Jaguar gleich an der Besucherscheibe und der Puma kam auch ganz nah. Nach zweieinhalb Stunden war ich dann durch, ohne gehetzt zu haben, und mit dem Rad ging es wieder eine reichliche Stunde zurück. Zum Glück hatten sich die Regenwolken verzogen, dafür war es jetzt warm und schwül... auch nicht unbedingt perfekt zum schnellen Rad fahren ;-) - aber ein guter Grund für einen Stopp an einer wirklich guten Eisdiele!!! =) ("Toscanini", Mass. Ave, Cambrigde... falls mal jemand dort vorbeikommen sollte).
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