57 University Road; Brookline, MA, 02445 |
Hallo zusammen,
die meisten von euch haben ja noch gar keinen Blick auf mein Zimmer werfen können. Mit den Bildern könnt ihr euch ungefähr einen Eindruck machen, sind so ziemlich 360°.
Das Zimmer selbst ist ca. 14qm groß, aber da die Decke nur ca. 2,35m hoch ist, wirkt es etwas kleiner. Besonders schön oder geschmackvoll ist es nicht eingerichtet, aber es ist alles da, was man braucht: Bett, Schreibtisch, Regal, Schreibtischstuhl und Kommode. In der Kommode sind ein paar Klamotten verstaut und im Regal hab ich auch ein paar trockene Lebensmittel, da der Platz in der Küche dafür etwas knapp ist. Ansonsten gibt es noch einen Wandschrank, gut für Rucksack, Jacke etc... man darin kann also nur etwas aufhängen, und da hab ich nicht so viel dabei (und ne Jacke braucht man hier gerade definitiv nicht!). Ausgelegt ist der Boden mit Teppich.
Ja, das Haus (siehe erstes Bild) liegt in einer Seitenstraße einer großen Hauptstraße, aber es ist relativ ruhig, wenn man vom steten Gebrumm der Ventilatoren und Klimaanlagen man absieht.
Wie so viele amerikanische (Einfamilien)Häuser ist es aus Holz gebaut. Das ist billig, geht schnell - und man kann es nach einem starken Wind auch fix wieder aufbauen. Da hier um Boston aber Tornados eigentlich nicht vorkommen, ist die Holzbauweise nicht ganz so tragisch. Was Isolation von außen nach innen und anders herum angebelangt, ist das schon wieder ne ganz andere Sache.
Naja, jedenfalls hat auch dieses Haus seine obligatorischen Türmchen und Erkerchen... eine glatte Hausfassade geht hier gar nicht! Immer muss irgendwo etwas vorstehen, zurückstehen, sich auswölben etc. Sehr verspielt das ganze. Und am besten es gibt noch Dekorleisten aus Schnitzereien... wie Stuck, nur natürlich nicht echt, sondern aus Holz.
Auch Steinhäuser, von denen es hier in Neu-England mehr gibt als anderswo in den Staaten, haben diese Erker (ob rund oder eckig). Steinhäuser findet man aber mehr an den Hauptstraßen und Richtung Innenstadt. In den Vorstädten und Eigenheim- und Reihenhaussiedlungen herrschen Häuser aus Holz vor. Es möge hier bitte nie einen Großbrand geben!
Mein Zimmer liegt im Keller. D.h. man muss erst ein paar Stufen vom Fußweg rauf zum Haus und kann dann ebenerdig durch den Fahrradschuppen in den Keller. Das Zimmer ist nah am Ausgang und mein Fenster geht auf die Terasse raus... die (zum Glück) eher nie als selten benutzt wird.
Im "Keller" gibt es dann noch ein weiteres Zimmer, außerdem die Waschküche und jede Menge Gerümpelkammern. Eine Treppe weiter rauf ist dann das "Erdgeschoss", von außen durch den Haupteingang über eine Veranda erreichbar. Dort wohnt die Gastmutter, Yulia. Eine weitere Treppe führt ins 1. Obergeschoss, dort sind Bad und Küche, sowie das Zimmer des einen Sohns Jack, und eine Art Wohnzimmer der Familie. Außerdem dient es als Arbeitszimmer für Josh, den 2. Sohn, der mit seiner Frau in einem Zimmer im 2. Obergeschoss wohnt. Im 2. OG wohnt außerdem der Gastvater mit seiner neuen Freundin wie es aussieht. Alles ein bisschen merkwürdig!
Außerdem gibt es im 2. OG noch ein Bad. Außer mir wohnen noch 4 andere Zwischenmieter hier.
Thome (Italiener), hat irgendwas mit Medizin/Gesundheitswesen studiert und schon gearbeitet, ist aber wohl kein richtiger Arzt und studiert hier jetzt noch Jura: mit ca. 40 einfach noch was neues machen. Thome wohnt im zweiten Kellerzimmer. Dann gibt es Edwin, den hab ich erst einmal gesehen, keine Ahnung, was der macht... nie da, nie in der Küche, redet nie mit niemandem. Wohnt im 1. OG. Dann gibt es Lisa, die im 2. OG wohnt und Biologin ist. Sie arbeitet im selben Klinik/Forschungsareal wie ich, aber an irgendeiner Klinik, und macht Mäuse tot. Also böse ;-).
Und Bei, aus China, wohnt auch im 2. OG, aber da fällt mir gerade nicht ein, was sie studiert. Ihre Eltern haben sie wohl auch China weggeschickt, weil die Umwelt dort so dreckig sei... sie war vorher schon in Kanada für ihren Bachelor.
Die Bäder im 1. und 2. OG sind zur freien Benutzung, und wenn ich ca 7 Uhr morgens ins Bad geh, gibt es eigentlich nie Probleme mit dem "Anstehen". Die Küche ist, wie das restliche Haus, gespickt mit Zetteln was man darf und was nicht und wie man was zu machen hat (Müll trennen, Licht aus, und welche Küchengeräte für den allgemeinen Gebrauch sind und welche nicht). Jeder der Zwischenmieter hat zwei Schubfächer für Lebensmittel etc und ein/anderthalb Kühlschrankfächer. Das ist leider nicht viel und das kleine Gefrierteil in meinem Kühlschrank macht zwar kalt und Butter hart, aber Eiscreme schmilzt trotzdem. Großartig für mehrere Tage vorkochen und einfrieren, wie ich es in Basel gemacht hab, geht deswegen halt nicht. Daher gibt es meist drei Tage hintereinander dasselbe. Ist zwar vielleicht etwas langweilig, aber jeden Tag 1-Personen-Portionen kochen ist mir auch zu doof. Wäsche waschen kann man für 3 $ (inkl. Trockner) - aber erst nach vorheriger Instruktion, wie man eine Waschmaschine bedient. Und vor dem ersten Benutzen des Staubsaugers muss man auch fragen! Generell sind alle Fenster mit Fliegengitter versehen und bleiben meist zu, damit die Klimaanlage ordentlich arbeiten kann. Das funktioniert recht gut, im Haus ist es meist deutlich kühler als draußen. Nachts mache ich trotzdem mein Fenster auf... bei geschlossenem Fenster schlafen ist komisch.
Mit den beiden "Gastsöhnen" versteh ich mich ganz gut und wir reden ziemlich viel über Europa und Amerika und so. Josh, der ältere von den beiden, hat Musik studiert und schreibt und produziert jetzt halt selbst Musik... für Werbung, Videospiele, Apps... und irgendwann vielleicht auch für Filme. Der jüngere, Jack, beginnt diesen Herbst sein Studium... Wirtschaft-irgendwas. Dafür muss er ins Internat, obwohl sein College hier in Boston ist, sonst bekommt er das Stipendium nicht.
Generell haben mir beide gesagt, kostet hier in Boston ein Studium (4 Jahre Bachelor) locker 100.000 €, allein Gebühren, Abgaben, Unterkunft. Und da hat man noch nicht gegessen und nicht in Harvard studiert (40.000 € / Jahr!). Allerdings bekommen auch viel, viel mehr Studenten ein Stipendium. Eigentlich ist das hier die Regel, und nicht wie in Deutschland läppische 4% (stand letzten im Spiegel).
So, genug für heute.
Bis bald,
Stefan