Donnerstag, 29. August 2013

was mich in den letzten zwei Wochen beschäftigt hat

Ja, mich gibt es auch noch =)

Neben der alltäglichen Laborarbeit, bei der sich beinahe jeden Tag neue Probleme und neue Möglichkeiten auftun, sodass ein Ende nicht in Sicht ist, versuche ich natürlich weiterhin am Wochenende, etwas von Boston zu sehen.

Vorletztes Wochenende war ich mit Paulin und Cody in den Blue Hills, einem Höhenrücken südlich von Boston und Relikt der letzten Eiszeit. Paulin hat auch in Tübingen Biochemie studiert, ein Jahr über mir, und hat bei Mira im Labor diplomiert. Anfang des Jahres ist sie dann mit ihrem Mann Cody (Amerikaner) zusammen- und vor kurzem in die Nähe von Boston gezogen. Bei schönstem Sommerwetter hatte man an einigen Stellen einen tollen Blick auf Boston. Das Gebiet ist nicht riesig, aber man kann ein paar schöne Tagestouren machen. Es geht auch ein bisschen hoch und runter und über blanken Fels. Aber alles sehr gesittet.


Cody und Kiwi

Paulin und Kiwi


Letzten Sonntag war ich auf den Boston Harbour Islands... vor der Küste liegen unzählige größere und kleinere Inseln und zu einigen kann man mit der Fähre fahren. Zum Teil gibt es auch Campigplätze. Zuerst war ich auf Georges Island. Dort gibt es ein altes Fort aus dem Bürgerkrieg, das als Hafenbefestigung und Gefängnis für Südstaatler diente. Man kann auf der Befestigungsmauer entlang laufen und einige Innenräume angucken... außerdem gibt es eine einzige Kanone und man hat einen schönen Blick auf die anderen Inseln und Boston im Hintergrund. Es war nicht wirklich spektakulär, was vielleicht daran liegt, dass ich in der Bretagne und in der Normandie da schon besseres gesehen hab. Nichtsdestotrotz war es sehenswert. Danach bin ich noch zu Spectacle Island gefahren... diese Insel liegt näher an Boston und wurde mit dem Aushub des U-Bahn-Baus massiv aufgeschüttet. Die Insel hat zwei Höcker und man kommt auf beide über breite Spazierwege. Von Spectacle Island hat man zweifellos den besten Blick auf die Bostoner Skyline und die landenden und startenden Flugzeuge vom Logan Airport, auf dem auch ich geladet bin. Außerdem gibt es ca 100m bewachten Badestrand. Entsprechend dicht drängen sich die Leute und besonders schön ist auch dieser Strand nicht gewesen, aber besser als nichts und das Wasser war erfrischend. Mit der letzten Fähre ging es dann zurück nach Boston. Etwas komisch war, dass ich gleich für alle drei Fähren das Ticket kaufen musste, und zwar mit genauer Angabe, welche Fähre ich nach Georges Island nehmen würde, welche von Georges nach Spectacle und welche abends zurück nach Boston. Dabei hat bis auf der ersten Fähre nie wieder jemand ein Ticket sehen wollen. Man kann seinen Tag scheinbar doch zeitlich flexibler gestalten.

Blick von der Fähre auf die Hafenfront von Boston


Leuchturm auf Little Brewster Island von Georges Island aus gesehen


Boeing 747 der Lufthansa im Landeanflug
Blick von Spectacle Island auf den Boston Harbour



Ich habe mittlerweile immer öfter das Gefühl, dass je mehr man schon gesehen hat, desto weniger man sich vielleicht für manche Sachen begeistern kann. Nehmen wir das Beispiel Strand: nach Prerow (Darß) und Nonnewitz (Rügen) oder einigen in der Bretagne muss ein Strand schon ziemlich viel können, um da noch herauszuragen - zumindest in den gemäßigten Breiten. An tropischen Stränden war ich bisher (noch) nicht.

Morgen werde ich dann meinen Stimmzettel in die Post werfen und hoffen, dass er Deutschland auch rechtzeitig erreicht um entscheidenden Einfluss auf den Wahlausgang zu nehmen. Dabei frage ich mich, wer sich das Design ausgedacht hat: den doppelt A4-langen Stimmzettel, schön in DIN-lang Manier gefaltet, soll man in diesen blauen, C6 Briefumschlag quetschen, der eigentlich für ein A6 Format ausgelegt ist (also A4 über Kreuz gefaltet)...  der blaue Umschlag kommt dann zusammen mit dem ebenfalls in DIN-lang gefalteten Wahlschein (für die eidesstattliche Erklärung) in den rosa B6 Umschlag, welcher ebenfalls nicht für eine DIN-lang Faltung gemacht ist. Anstatt einfach DIN-lang Umschläge zu benutzen... ja ich weiß, man kann schlecht mehrere DIN-lang Umschläge ineinander stecken. Trotzdem! =D

Ja, ansonsten blicke ich mit Schrecken auf die Bilder und die Berichte aus dem Nahen Osten. Zunächst beugt sich der erste einigermaßen demokratisch gewählte, sich aber undemokratisch verhaltene ägyptische Präsident dem Volkswillen nicht und wird daraufhin vom Militär weggeputscht. Danach verfolgt die Polizei und der aufgebrachte Mop die Anhänger der eben noch regierenden Partei bis auf´s Blut und mittendrin werden Reporter und Journalisten gezielt erschossen. Hat der as-Sisi Glück, dass der Assad noch ein viel größeres Verbrechen begangen zu haben scheint und damit die Aufmerksamkeit von Ägypten ablenkt. Da scheint das Pulverfass Naher Osten nun wirklich zu explodieren, scheinbar setzt die syrische Regierung Chemiewaffen gegen die Zivilbevölkerung ein, die Großmächte fahren Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge auf und im UN-Sicherheitsrat wird nicht mal über eine Resolution beraten! Alle Zeichen stehen auf Krieg und Syrien kommt nicht mal auf die Tagesordnung, man beschäftigt sich lieber erstmal mit Haiti. Dieses Gremium ist doch eine Farce. Wollen die USA, Großbritannien und Frankreich eine Resolution durchsetzen, blockieren Russland und China kategorisch. Wollen die beiden letzteren was erreichen, widersetzen sich die Westmächte. Das ist doch wie zu Zeiten des Kalten Krieges, Stellvertreterkrieg inklusive. Schrecklich. Und im Labor scheinen Japaner, Chinesen, Deutsche, Bulgaren, Australier, Schweizer, eigentlich alle mehr darüber zu diskutieren als die Amerikaner selbst. Frag ich letztens einen der US-Amerikaner aus dem Labor, was er zu der ganzen Sachen mit Syrien denkt und er so: Syrien? Wo liegt das nochmal genau? Oh mein Gott!!!



Mittwoch, 14. August 2013

Freedom Trail - Teil 2

Am Sonntag stand dann - bei herrlichstem Wetter -  der nördliche Teil des Freedom Trails auf dem Programm. Gut eingecremt mit Sonnencreme ging es mit dem Fahrrad in den Norden von Boston, nach Charlestown zum Bunker Hill Monument. Ein ca 65m hoher Obelisk steht dort in Gedenken an eine der ersten Schlachten im Unabhängigkeitskrieg gegen die Engländer. Im Mai 1775 belagerten die Truppen der 13 "neuenglischen" Kolonien das von den Briten gehaltene Boston. Sie konnten auf dem Hügel zwei Angriffswellen standhalten, mussten erst beim dritten Anlauf weichen und fügten den britischen Berufssoldaten schwere Verluste zu. Daher wird die Niederlage auf amerikanischer Seite als Sieg gefeiert. Und deswegen steht da jetzt dieser Obelisk und es gibt ein kleines Museum dazu gleich nebenan. Eintritt frei, sehr angenehm, und nach 294 Stufen hat man vom Obelisken einen schönen Blick auf Boston. Es ist zwar keine Aussichtsplattform an sich, aber man guckt durch 4 Fenster aus dem Inneren des Obelisken auf die Stadt und den Hafen.

Nächste Station war die USS Constitution. Eine Fregatte und eines der ersten Schiffer der jungen US Navy im Unabhängigkeitskampf. Natürlich versenkte sie ganz viele britische Schiffe =). Offiziell ist sie auch noch im Dienst, es gibt eine Besatzung, und vor dem Betreten wird man selbst und das Gepäck mit Metalldetektoren geröntgt. Auf´s offene Meer fährt die USS Constitution aber nicht mehr. Lediglich zu den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag wird sie von einem Schlepper durch den Bostoner Hafen gezogen. Die Besichtigung war wieder kostenlos, und man hatte die Wahl zwischen einer halbstündigen geführten Tour und dem Erkunden und Bestaunen auf eigene Faust (dann nur das Oberdeck). Insgesamt ein schönes, gut erhaltenes (hergerichtetes) Segelschiff, mit richtigen Kanonen - so wie man es als Lego-Spielzeug gern hat. Nebenan gibt es noch ein Museum, wieder kostenlos (was war denn an dem Tag los? Um eine Spende wird allerdings gebeten und da steht dann auch, um wieviel, aber es ist natürlich kein Zwang). Das Museum war auch wirklich nett gemacht, erzählte die Geschichte des Schiffs, ein bisschen drum herum über Segelschiffe und so. Toll auch für Kinder, überall konnte man Sachen anfassen und ausprobieren. In einer Stunde ist man durch, sodass es auch nicht langweilig oder anstrengend wird.

Danach bin von Charlestown südlich über die Brücke gefahren und landete im historischen Bostoner Zentrum, dem North End. Heute ist es ein lebendiges, italienisches Viertel... überall Cafes und Restaurants, Pizzaläden und (untypisch für Boston) katholischen Kirchen. Plötzlich stand ich auch mitten in einer Prozession, mit Fahnenträgerinnen, Spielmannszügen und einer Gruppe, die ein Bildnis der Heiligen Madonna auf den Schultern trugt. Das Fest war zu Ehren der Madonna Della Cava, die vor langer langer Zeit einem stummen Jungen im Traum erschienen war und um Rettung aus der Erde gebeten hat. Der Junge hat daraufhin mit anderen Dorfbewohnern ein Bildnis von ihr ausgegraben und hatte plötzlich seine Stimme wieder. So war das.
Dann ging es weiter zur Old North Church, in der es interessanterweise statt der üblichen Bestuhlung aus Bankreihen so eine Art Familienboxen gab. Da die Boxen knapp brusthoch sind, muss es merkwürdig ausgesehen haben, wenn die Gemeinde in den Boxen saß. Dann schauten vermutlich nur noch die Köpfe heraus, wenn überhaupt. Im Glockenturm wurden während des Unabhängigkeitskampfes von Paul Revere, einem Silberschmied und Patrioten, Laternen aufgehangen um die amerikansichen Truppen vor den Engländern zu warnen. Sein Wohnhaus hab ich mir dann nicht mehr von innen angeschaut, da es schon relativ spät war und ich noch zum Strand wollte.

Straffe 20 Minuten mit dem Rad brachten mich dann an einen der ausgewiesenen Bostoner Strände. Naja, da hab ich schon deutlich schönere gesehen. Er war an einer Bucht, daher war das Wasser sehr ruhig und es ging flach hinein. Der Strand selbst war zwar lang, aber nur vielleicht 30 Meter breit. Dahinter lag gleich eine große Straße, zweispurig in jede Richtung. Von daher für einen Tagesaufenthalt sicher ungemütlich, aber um mal kurz noch ins Wasser zu hüpfen okay. Negativ fielen mir auch die vielen Glasscherben im Sand auf... und zwar nicht so rundgeschliffene kleine Stückchen, wie man sie auf Rügen und anderswo findet, sondern schon scharfkantig aussehend (ich hab den direkten Kontakt vermieden). Knapp 40 Minuten später war ich dann wieder zu Hause und etwas groggy.

Schluss für heute. =)
Bis bald!


Bunker Hill Monument


Die USS Constitution




*kleine-Jungen-Herzen-höher-hüpf*

italienische Madonna-Prozession
Old North Church mit Familienboxen




Donnerstag, 8. August 2013

Wochenendtrip nach Cape Cod und Nantucket - Teil 3

Nachdem ich ausgeschlafen hatte, gab es erstmal ein spätes und ausgedehntes Frühstück mit Toast und Nutella, Pancakes mit Ahornsirup, Kaffee und Sonntagsei. Um elf musste man dann das Zimmer geräumt haben. Dieses mal konnte ich mein Gepäck in der Jugendherberge lassen, ich hatte ja den Zugangscode. In den Rucksack kam erstmal nur Zeug für den Strand.
Die Sonne hatte sich wieder hinter die Wolken verzogen, und schien nur ab und an fahl hindurch. Etwas grau, aber trotzdem angenehm warm. Der Strand war etwa 20 Minuten Fußmarsch in südlicher Richtung, einfach immer die Ocean Street entlang bis man nasse Füße bekam =).
Der Strand war bewacht, die Wellen zahm, der Sand einigermaßen fein. Ich verbrachte den Tag mit Lesen, Baden, Schlafen. Da die Sonne gar nicht brannte und man sie kaum sah, machte ich mir auch keine großen Sorgen um Sonnenbrand. Was ein Tor!
Gegen vier machte ich mich auf den Rückweg, aß noch ein letztes mal Leckereien aus dem Meer (gegrillter Schwertfisch mit Hummerfleisch garniert), schnappte dann meine Gepäck in der Jugendherberge und machte mich auf zum Busbahnhof. Eine halbe Stunde vor Abfahrt war ich dort, es standen schon ein paar Leute an und die Schlange wuchs. Als wir abfuhren, waren nicht mehr gar so viele Plätze frei. Beim ersten Halt kamen noch alle Wartenden mit. Doch schon am zweiten Halt gab es lange Gesichter. Es war nur noch für zwei der zwanzig Wartenden Platz. Am dritten Stop selbes Spiel, den vierten Zwischenhalt fuhren wir gar nicht erst an, weil niemand aussteigen wollte. Der Fahrer hat zwar ein paar mal mit der Zentrale telefoniert, aber was da dabei herauskam, weiß ich nicht. Ich glaube ja, die Armen mussten auf den letzten Bus zwei Stunden später warten, in der Hoffnung, dann einen Sitzplatz zu ergattern. Ich weiß nicht, warum es gewollt ist, dass es keine festen Sitzplätze gibt und man nicht reservieren kann... Ich hatte jedenfalls Glück, immer am Startpunkt einzusteigen. Wie ich herausgefunden habe, gibt es auch einen Wochenendzug von Boston nach Hyannis, aber der hält zwischendurch noch seltener und nicht unbedingt in denselben Orten wie der Bus (der eh nur Park&Ride Parkplätze am Highway anfuhr). Jedenfalls keine Alternative für diejenigen, die Pech hatten.

Mein Fahrrad stand noch. Und es hatte keinen Platten. Und der Sattel war noch da. Und die Reifen ohne Acht. Ich war erleichtert!!! Schon im Dunkeln fuhr ich dann nach Hause... und merkte allmählich und untrügerisch, dass die Sonne doch kräftiger war als gedacht. Schönes Erwachen am nächsten Morgen, so kalt hab ich selten geduscht. Danach hieß es die nächsten zwei Nächte auf dem Bauch schlafen und nach sechs Tagen fühlte ich mich wie eine Schlange, die sich dringend häuten muss =(. Völlig unterschätzt, die Sonne! Zum Glück hatte ich wenigstens Gesicht, Nacken und Ohren, sowie die Füße eingecremt.

Jaaaa... das war also mein langes Wochenende am Cape Cod und auf Nantucket.
Für dieses Wochenende hab ich mir vorgenommen, mal einen der Bostoner Strände zu besuchen. Aber ich kann schon verstehen, warum es an schönen Wochenenden und in den Ferien die Bostoner zu Hunderten ans Cape und auf die beiden Inseln zieht. Vor allem auf den beiden Inseln gibt es eigentlich nur Ferienhäuser und vielleicht ein paar für die Saisonarbeiter, Restaurant- und Ladenbesitzer. 

Liebe Grüße und bis bald.

Stefan

Mittwoch, 7. August 2013

Wochenendtrip nach Cape Cod und Nantucket - Teil 2

Samstagmorgen klingelt der Wecker viel zu zeitig. Halb sieben ab unter die Dusche, Rucksack packen mit Sonnencreme, Wasserflasche, Badesachen, Buch und Fließ- und Regenjacke - man weiß ja nie. Frühstück gab es in der Jugendherberge erst ab acht, deswegen musste ein Cookie und ein Kaffee am Fähranleger her. Vom Hostel waren es zehn Minuten zu Fuß, den Weg kannte ich ja vom Vortag schon. Tatsächlich hatte der Wetterbericht Recht und es schien die Morgensonne an einem strahlend blauen Himmel. Es war gar ein Hauch Hitze zu spüren. Die große Autofähre legte mit etwas Verspätung 7:25 Uhr ab. Es gibt noch eine andere Fährgesellschaft, die aber deutlich teurer ist und zumindest für mein Vorhaben ungünstigere Abfahrtzeiten hatte. Beide Unternehmen haben langsamere Autofähren (2:15h) und schnelle, reine Personenfähren (1h), wobei man bei letzteren locker das Doppelte zahlt. Meines Erachtens war es das nicht wert, dafür lieber früher aufstehen und die Überfahrt genießen. Die winddichte Fließjacke, auf dem offenen Meer ein absolutes Muss.

Auf Nantucket angekommen, wird man von ein paar Frühstücksrestaurants und Fahrradverleihen empfangen. Ich hab mir gleich ein Rad ausgeliehen, auch wenn ich erstmal ins Museum wollte. Was man hat, hat man ;-). Für 20 Euro ist man so einen Tag mobil auf der Insel. Wenn man sich das Walfangmuseum schenkt, dann kommt man in der Zeit auch einmal gut um die ganze Insel, schätze ich. Ich wollte mir aber ja das Walfangmuseum angucken... es ist nicht wirklich groß und dafür sind die 15 € Eintritt vielleicht etwas happig. Aber es ist liebevoll gemacht, erzählt die Geschichte von Nantucket von den indianischen Anfängen über die Blütezeit während des Walfangs, den Niedergang nach den ersten Ölfunden und dem Revival als Urlaubsparadies. Darüber hinaus gibt es drei verschiedene (Video)vorträge, der über die Entwicklung Nantucketswar sogar ganz interessant. Weiterhin sieht man ein großes Walskelett, Harpunen, Lanzen, viele Bilder von Walfangschiffen usw.
Der Walfang wird etwas einseitig abgehandelt, nur im Bezug auf die Bedeutung für die Nantucker Wirtschaft und Wohlstand. Naturschutz/Artenschutzaspekte fließen nicht ein - vielleicht typisch amerikanisch. Schwierig, ob man das Museum jetzt rundherum empfehlen soll. Bei schlechtem Wetter sicherlich, bei schönem Wetter ist eine ausgedehnte Radtour und Strand sicher eine gute Alternative. Andererseits wird das Museum überall beworben und deswegen tendiert man (wie ich) ohnehin dazu, es sich dann doch anzugucken. In 2,5 h ist man aber gut durch und hat dann immer noch viel Zeit.

Nach einem Eis zum Mittag, mittlerweile war es wirklich heiß, trat ich dann meine Tour zur Ostküste an. Von Siasconset dann weiter nördlich zum Sankaty Head Leuchtturm und nach Quidnet. Alle sonstigen "Orte" auf der Insel sind mehr oder weniger große Ansammlungen von Ferienhäusern... ein wirkliches Zentrum mit Einkaufsmöglichkeiten etc gibt es nur in Nantucket selbst. Für amerikanische Verhältnisse gibt es ausgesprochen viele Radwege, eigentlich überall. Trotzdem könnte es nach meinem Geschmack noch weniger Autoverkehr sein, aber die Amerikaner wollen schließlich überall klimatisiert (auto)mobil sein. Auch den Flughafen, der doch rege An- und Abflüge verzeichnete, bräuchte es nicht unbedingt. Aber vermutlich werden so die vielen zahlungskräftigen Golfspieler eingeflogen. Cape Cod, Nantucket und die Nachbarinsel Martha´s Vineyard sind wahre Paradiese für Golfer. In Quidnet gönnte ich mir dann ein, zwei Stunden Strand. Es ging sehr schnell sehr tief ins Wasser und die Brandung war sehr stark. Man merkte, wie das zurückfließende Wasser einen extrem ins offene Meer zog. Sicher nicht der Familienstrand, und er war im Gegensatz zu vielen anderen Stränden auf Nantucket auch nicht bewacht. Generell stand überall, man solle nicht weiter rausschwimmen, als man stehen könnte. In der Gegend werden immer wieder Weiße Haie gesichtet, und so ist etwas Vorsicht angebracht.

Nach einem ausgiebigen Sonnen- und Wellenbad machte ich mich dann wieder auf den Rückweg. Auf einem anderen Weg, also eine große Runde gegen den Uhrzeigersinn beschreibend, ging wieder zurück. Ein bisschen bin ich dann noch durch Nantucket gestromert, hab Postkarten gekauft, ein T-Shirt als Andenken gekauft, das Rad zurückgegeben und mir ein Restaurant für die zweite Runde Meeresfrüchte und Fisch gesucht. Diesmal gebraten, Jakobsmuscheln, Shrimps, Fisch - fantastisch. Gegen sieben war ich dann wieder am Fähranleger, obwohl die letzte Fähre eigentlich erst um 9 fahren sollte und ich mich schon auf lesen am Pier eingestellt hatte. Völlig überraschend gab es aber 19:10 Uhr noch ein Boot, eigentlich eine wirklich reine Autofähre mit Platz für nicht mehr als die Insassen. Aber ich hab einfach den Einweiser gefragt und durfte mit =). Perfekt!
Und so konnte ich den Sonnenuntergang bei der Ausfahrt aus dem Hafen genießen. Wie die Sonne sich erst gleißend weiß dem Horizont näherte um dann groß wie ein 5-Mark-Stück glutrot im Meer zu versinken. Langsam fingen die Leuchttürme rundherum an, ihre Lichtkegel auszusenden und es machte wie immer Spaß, das ganz spezifische Muster jedes einzelnen herauszubekommen. Das hab ich schon sehr lang nicht mehr machen können.... Schon im Dunkeln näherten wir uns dann wieder dem Festland... und konnten aus der Ferne ein Feuerwerk bestaunen, dass von Ort wechselte. Viele der kleinen Ortschaften auf dem Kap waren nacheinander an der Reihe, bevor es dann in einem Ort zum Finale kam. Sehr schön.

In der Jugendherberge musste ich dann noch fix die allerletzten Kapitel im Halbblutpinz zuende lesen und den Sand aus den Haaren duschen. Totmüde bin ich dann ins Bett gefallen, so wie jetzt auch gleich ;) Deswegen gibt es den dritten Teil ein anderes mal.

mein Schiff, die "Nantucket"
 
 

im Walfangmuseum

Licht/Spiegelapperat eines Leuchtturms

typisches Ferienhaus. Der Baustil mit den graubraunen Holzschindeln ist inselweit verbindlich.

Sankaty Head Lighthouse
 


Brant Point Lighthouse in der Hafenausfahrt

 



Dienstag, 6. August 2013

Wochenendtrip nach Cape Cod und Nantucket - Teil 1

Ihr müsst euch ja schon fragen, wo ich gewesen bin, dass ich nicht schreibe...
Ich war am Cape Cod und auf Nantucket! und zwar schon vorletztes, sprich am letzten Juli-Wochenende. Wir hatten am Donnerstag eine Mini-Ein-Tages-Konferenz der Harvard-Strukturbiologie und da hab ich mir gedacht, ich nehm den Freitag einfach auch noch frei (26.-28.07.)

Cape Cod, das Kabeljau-Kap, liegt zwei Stunden südlich von Boston und ragt wie ein nach oben gebogener Haken von der von Nord nach Süd verlaufenden Küste weg. Nantucket ist eine dem Kap vorgelagerte Insel, und zwar an der Stelle, wo das Kap noch senkrecht von der Küstenlinie wegführt - quasi von Boston immer nach Süden.

Die Bustickets hatte ich schon am Wochenende davor gekauft und das Gate hatte ich im gleichen Aufwasch augekundschaftet, um Freitagfrüh nicht den Stress zu haben. Da in den USA Fernbusse die Regel sind und Züge eher einen exotischen Touch haben, haben die Busbahnhöfe in den großen Städen auch entsprechende Ausmaße. Für jede Linie oder zumindest für jedes Busunternehmen gibt es ein Gate, man muss ein Gepäckschildchen an seinen Rucksack oder Koffer machen und das ganze hat etwas von Mini-Flughafen. Nur hat für Busse. Na gut, die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht so streng. Freitagmorgen, es gießt in Strömen, fahr ich also mit dem Rad die 30min zum Busbahnhof. Und stelle fest, dass es nicht mal Fahrradständer gibt -.- Ja, wieso auch. Wenn man ein vernünftiger Amerikaner ist, fährt man auch mit der U-Bahn. Naja, nach einigem Suchen hatte ich dann ein nicht völlig untaugliches Verkehrsschild gefunden, mein Rad inkl. Helm angeschlossen und betete, dass Sonntagabend alles noch im fahrtauglichen Zustand sein würde. Besonders Vertrauen erweckend sind so Bahnhofsgegenden halt nirgends. Der Bus kam pünktlich, 8:45 Uhr. Allerdings gab es bei dieser  Busgesellschaft keine Platzkarten, also hieß es: "wer zuerst kommt, sitzt zuerst". Aus diesem Grund war ich schon ne gute halbe Stunde früher da. War alles kein Problem auf der Hinfahrt. Auf der Rückfahrt sah das dann schon wieder anders aus.

Ja, dann ging es auch los, durch den Bostoner Berufsverkehr, im strömenden Regen. Etwa 20 Minuten. Dann holperte und rumpelte es etwas auf dem Highway. Flasche, Reifenteil, Holz... irgendwas liegt ja ständig auf der Fahrbahn. Bis der Busfahrer nach ein paar weiteren Minuten rechts ran fährt. Aussteigt. Wieder einsteigt, nach irgendetwas kramt. Aussteigt. Einsteigt. Wieder nach etwas sucht. Aussteigt... bis irgendwann durch beschlagene Scheiben und von vorn nach hinten das Gerücht durchsickert, wir hätten ein anderes Auto gerammt. Ups. Dann steigt auch irgendwann der Fahrer wieder ein und bestätigt das Gerücht. Das Schild, was der Fahrer vorn hängen hatte, "Tips are greatly appreciated" (Trinkgeld ist herzlich willkommen), wirkte ein bisschen wie ein schlechter Scherz in dem Moment. Und weil der andere Autofahrer sich so kleinlich hätte, müssten wir jetzt auf die Polizei warten, es ginge erstmal nicht weiter. Super toll, ich fühlte mich wie in China. Gerade hat man es sich im Bus gemütlich gemacht, gibt´s irgendeine Panne. Nach einer guten halben Stunde kam dann die Polizei, und nach ein paar Wort- und Papierwechseln konnten wir unsere Fahrt durch den strömenden Regen fortsetzen. Die weitere Fahrt verlief dann ohne Zwischenfälle. Beim Aussteigen konnte man allerdings deutlich die Kontaktstelle sehen und der hintere Stoßdämpfer hing auf der entsprechenden Seite auf halb acht.

Wieder eingepackt in Regenhose und Regenjacke (neu, blau, schön - und dicht) lief ich dann los Richtung Zentrum. Ach ja, ich war in Hyannis ausgestiegen. Dort hatte ich ein Bett in der Jugendherberge reserviert, außerdem gingen von dort die Fähren nach Nantucket. Hyannis ist eigentlich mehr ein Dorf als eine Stadt, sagen wir also ein "Ort". Eine Hauptstraße, treffend "Main street" genannt, eine Straße zum Hafen, passend "Ocean Street" und das war´s auch schon fast. Ein bisschen übertrieben vielleicht, aber im Großen und Ganzen spielte sich auf den beiden Straßen die Musik ab.

Leider war es erst gegen 12 und wie ich feststellte, machte das Hostel wirklich erst um vier auf. Da stand zwar "check in" ab 4, aber dass man nicht mal Gepäck abstellen und den Gemeinschaftsraum nutzen konnte, war mir so nicht ganz bewusst. Es war wirklich ganz zu. Mist, 4 Stunden Zeit zu vertrödeln, und es regnete ununterbrochen. Also, Touristeninfo: Stadtpläne, Fährpläne (auch wenn ich mich schon festgelegt hatte und trotz Coupons meine billiger war als die, die er mir andrehen wollte), Flyer von hier und da und von diesem und jenem Restaurant. Dann Main Street rauf und runter, Souvernirläden durchgucken, John-F-Kennedy-Museum war mir für den Preis und die "Größe" zu teuer und grad nicht interessant genug. Dann einmal an der Hafenpromenade entlang (das Hostel liegt direkt am Hafen) und letztendlich an der Federated Church hängen geblieben. Da gibt es den ganzen Sommer über jeden Freitag Hummer-Sandwich, zu amerikanisch "Lobster Roll"... Hummerfleisch in einer Art Hot-Dog-Brötchen mit Sellerie und etwas Majo. Dazu Getränk und Brownie für 10 €. Kann man nicht merkern, dacht ich. Außerdem ein Dach über dem Kopf, also trocken, und Hummer hatte ich auch noch nie gegessen. Schmeckt lecker!!! Die Omas und Opas der Gemeinde organisieren das Ganze, man kann auch den ein oder anderen Schnickschnack kaufen... dient also hauptsächlich dazu, die Gemeindekasse etwas zu füllen und sicher nicht zu guter letzt als wichtiger soziokultureller Treffpunkt für die Älteren im Ort. Danach bin ich noch zum Fähranleger und hab mir ein Ticket für den nächsten Tag gekauft, um auch das nicht am nächsten Morgen machen zu müssen.

Dann irgendwann machte endlich die Jugendherberge auf. 6er-Zimmer und Bäder ordentlich und sauber, genauso der Essbereich/Gemeinschaftsraum und die Selbstversorger-Küche. Für 27€/Nacht nicht ganz billig, aber das günstigste, was es gab und zum Glück musste ich auch keine Jahresmitgliedschaft abschließen. Das kenn ich zumindest vom Deutschen Jugendherbergsverein so. Hab dann etwas gelesen, und mich später zu einer zuvor ausgekundschafteten Kneipe gemacht... an diesem Wochenende stand definitv Fisch und Meersfrüchte auf der Speisekarte ;-). Frittiert zwar okay, aber durchaus ausbaufähig. Interessant: Quahog. Muschelfleisch vermengt mit Semmelmehl, Chorizo, Zwiebeln, Butter, Gewürzen... das ganze wird dann in der Muschelschale gebacken und serviert. Kann man durchaus essen.

Danach gab es noch ein bisschen Small-Talk in der Jugendherberge, ein Gute-Nacht-Kapitel im Buch und ab ins Bett. Denn die Fähre am nächsten Morgen ging schon um 7:15 Uhr. Ich wollte schließlich was von dem einen Tag auf Nantucket haben. Aber die Erlebnisse dort sind eine andere Geschichte... =)

Also, bis bald!

Hier gab es die Hummer-Sandwichs
Lobster Roll, njam njam njam





die Jugendherberge in Hyannis
3 Doppelstockbetten pro Zimmer

Das Cape und Nantucket sind altes Indianergebiet, die Wampanoag siedelten hier.

Cape Cod, Martha's Vineyard (größere Insel u.l.) und Nantucket (kleinere Insel u.r.)

Stuffed Quahog
Blick auf den Yacht- und Fischerhafen von Hyannis

Hafenleuchtturm - und Regen, Regen, Regen....