Ich war am Cape Cod und auf Nantucket! und zwar schon vorletztes, sprich am letzten Juli-Wochenende. Wir hatten am Donnerstag eine Mini-Ein-Tages-Konferenz der Harvard-Strukturbiologie und da hab ich mir gedacht, ich nehm den Freitag einfach auch noch frei (26.-28.07.)
Cape Cod, das Kabeljau-Kap, liegt zwei Stunden südlich von Boston und ragt wie ein nach oben gebogener Haken von der von Nord nach Süd verlaufenden Küste weg. Nantucket ist eine dem Kap vorgelagerte Insel, und zwar an der Stelle, wo das Kap noch senkrecht von der Küstenlinie wegführt - quasi von Boston immer nach Süden.
Die Bustickets hatte ich schon am Wochenende davor gekauft und das Gate hatte ich im gleichen Aufwasch augekundschaftet, um Freitagfrüh nicht den Stress zu haben. Da in den USA Fernbusse die Regel sind und Züge eher einen exotischen Touch haben, haben die Busbahnhöfe in den großen Städen auch entsprechende Ausmaße. Für jede Linie oder zumindest für jedes Busunternehmen gibt es ein Gate, man muss ein Gepäckschildchen an seinen Rucksack oder Koffer machen und das ganze hat etwas von Mini-Flughafen. Nur hat für Busse. Na gut, die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht so streng. Freitagmorgen, es gießt in Strömen, fahr ich also mit dem Rad die 30min zum Busbahnhof. Und stelle fest, dass es nicht mal Fahrradständer gibt -.- Ja, wieso auch. Wenn man ein vernünftiger Amerikaner ist, fährt man auch mit der U-Bahn. Naja, nach einigem Suchen hatte ich dann ein nicht völlig untaugliches Verkehrsschild gefunden, mein Rad inkl. Helm angeschlossen und betete, dass Sonntagabend alles noch im fahrtauglichen Zustand sein würde. Besonders Vertrauen erweckend sind so Bahnhofsgegenden halt nirgends. Der Bus kam pünktlich, 8:45 Uhr. Allerdings gab es bei dieser Busgesellschaft keine Platzkarten, also hieß es: "wer zuerst kommt, sitzt zuerst". Aus diesem Grund war ich schon ne gute halbe Stunde früher da. War alles kein Problem auf der Hinfahrt. Auf der Rückfahrt sah das dann schon wieder anders aus.
Ja, dann ging es auch los, durch den Bostoner Berufsverkehr, im strömenden Regen. Etwa 20 Minuten. Dann holperte und rumpelte es etwas auf dem Highway. Flasche, Reifenteil, Holz... irgendwas liegt ja ständig auf der Fahrbahn. Bis der Busfahrer nach ein paar weiteren Minuten rechts ran fährt. Aussteigt. Wieder einsteigt, nach irgendetwas kramt. Aussteigt. Einsteigt. Wieder nach etwas sucht. Aussteigt... bis irgendwann durch beschlagene Scheiben und von vorn nach hinten das Gerücht durchsickert, wir hätten ein anderes Auto gerammt. Ups. Dann steigt auch irgendwann der Fahrer wieder ein und bestätigt das Gerücht. Das Schild, was der Fahrer vorn hängen hatte, "Tips are greatly appreciated" (Trinkgeld ist herzlich willkommen), wirkte ein bisschen wie ein schlechter Scherz in dem Moment. Und weil der andere Autofahrer sich so kleinlich hätte, müssten wir jetzt auf die Polizei warten, es ginge erstmal nicht weiter. Super toll, ich fühlte mich wie in China. Gerade hat man es sich im Bus gemütlich gemacht, gibt´s irgendeine Panne. Nach einer guten halben Stunde kam dann die Polizei, und nach ein paar Wort- und Papierwechseln konnten wir unsere Fahrt durch den strömenden Regen fortsetzen. Die weitere Fahrt verlief dann ohne Zwischenfälle. Beim Aussteigen konnte man allerdings deutlich die Kontaktstelle sehen und der hintere Stoßdämpfer hing auf der entsprechenden Seite auf halb acht.
Wieder eingepackt in Regenhose und Regenjacke (neu, blau, schön - und dicht) lief ich dann los Richtung Zentrum. Ach ja, ich war in Hyannis ausgestiegen. Dort hatte ich ein Bett in der Jugendherberge reserviert, außerdem gingen von dort die Fähren nach Nantucket. Hyannis ist eigentlich mehr ein Dorf als eine Stadt, sagen wir also ein "Ort". Eine Hauptstraße, treffend "Main street" genannt, eine Straße zum Hafen, passend "Ocean Street" und das war´s auch schon fast. Ein bisschen übertrieben vielleicht, aber im Großen und Ganzen spielte sich auf den beiden Straßen die Musik ab.
Leider war es erst gegen 12 und wie ich feststellte, machte das Hostel wirklich erst um vier auf. Da stand zwar "check in" ab 4, aber dass man nicht mal Gepäck abstellen und den Gemeinschaftsraum nutzen konnte, war mir so nicht ganz bewusst. Es war wirklich ganz zu. Mist, 4 Stunden Zeit zu vertrödeln, und es regnete ununterbrochen. Also, Touristeninfo: Stadtpläne, Fährpläne (auch wenn ich mich schon festgelegt hatte und trotz Coupons meine billiger war als die, die er mir andrehen wollte), Flyer von hier und da und von diesem und jenem Restaurant. Dann Main Street rauf und runter, Souvernirläden durchgucken, John-F-Kennedy-Museum war mir für den Preis und die "Größe" zu teuer und grad nicht interessant genug. Dann einmal an der Hafenpromenade entlang (das Hostel liegt direkt am Hafen) und letztendlich an der Federated Church hängen geblieben. Da gibt es den ganzen Sommer über jeden Freitag Hummer-Sandwich, zu amerikanisch "Lobster Roll"... Hummerfleisch in einer Art Hot-Dog-Brötchen mit Sellerie und etwas Majo. Dazu Getränk und Brownie für 10 €. Kann man nicht merkern, dacht ich. Außerdem ein Dach über dem Kopf, also trocken, und Hummer hatte ich auch noch nie gegessen. Schmeckt lecker!!! Die Omas und Opas der Gemeinde organisieren das Ganze, man kann auch den ein oder anderen Schnickschnack kaufen... dient also hauptsächlich dazu, die Gemeindekasse etwas zu füllen und sicher nicht zu guter letzt als wichtiger soziokultureller Treffpunkt für die Älteren im Ort. Danach bin ich noch zum Fähranleger und hab mir ein Ticket für den nächsten Tag gekauft, um auch das nicht am nächsten Morgen machen zu müssen.
Dann irgendwann machte endlich die Jugendherberge auf. 6er-Zimmer und Bäder ordentlich und sauber, genauso der Essbereich/Gemeinschaftsraum und die Selbstversorger-Küche. Für 27€/Nacht nicht ganz billig, aber das günstigste, was es gab und zum Glück musste ich auch keine Jahresmitgliedschaft abschließen. Das kenn ich zumindest vom Deutschen Jugendherbergsverein so. Hab dann etwas gelesen, und mich später zu einer zuvor ausgekundschafteten Kneipe gemacht... an diesem Wochenende stand definitv Fisch und Meersfrüchte auf der Speisekarte ;-). Frittiert zwar okay, aber durchaus ausbaufähig. Interessant: Quahog. Muschelfleisch vermengt mit Semmelmehl, Chorizo, Zwiebeln, Butter, Gewürzen... das ganze wird dann in der Muschelschale gebacken und serviert. Kann man durchaus essen.
Danach gab es noch ein bisschen Small-Talk in der Jugendherberge, ein Gute-Nacht-Kapitel im Buch und ab ins Bett. Denn die Fähre am nächsten Morgen ging schon um 7:15 Uhr. Ich wollte schließlich was von dem einen Tag auf Nantucket haben. Aber die Erlebnisse dort sind eine andere Geschichte... =)
Also, bis bald!
Hier gab es die Hummer-Sandwichs |
Lobster Roll, njam njam njam |
die Jugendherberge in Hyannis |
3 Doppelstockbetten pro Zimmer |
Das Cape und Nantucket sind altes Indianergebiet, die Wampanoag siedelten hier. |
Cape Cod, Martha's Vineyard (größere Insel u.l.) und Nantucket (kleinere Insel u.r.) |
Stuffed Quahog |
Blick auf den Yacht- und Fischerhafen von Hyannis |
Hafenleuchtturm - und Regen, Regen, Regen.... |
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