Mittwoch, 2. Oktober 2013

New York





Donnerstagmorgen. Es ist dunkel. Mitten in der Nacht. Der Wecker klingelt, zeigt fünf vor fünf - Zeit zum Aufstehen. Bad, anziehen, Rucksack zu, loslaufen. Zehn vor halb sechs die Straßenbahn nehmen, die uns zum Busbahnhof bringt. Pünktlich um sechs sind wir da - ein Stunde vor Abfahrt. Auf dem Ticket standen zwar irgendwo Nummern (1 und 2), aber deren Sinn war nicht ganz ersichtlich. Und im Kleingedruckten stand, dass Sitzplätze auf der "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" - Basis vergeben werden. Fand ich bei Greyhound/Peter Pan-Bus zwar komisch, aber gut, wer weiß und wir wollten nix riskieren. Wir hatten also Zeit zum Frühstücken der geschmierten Toasts und siehe da, am Ende durften wir als erstes den Bus besteigen. Wie es aussieht, werden zumindest bei Greyhound/Peter Pan wirklich nur soviele Fahrscheine verkauft, wie es Sitzplätze im Bus gibt.
Der Bus war etwas heruntergekommen, die Ledersitze abgewetzt und vielerorts lugte der Schaumstoff durch Risse im Bezug. Naja. Abfahrt war kurz nach sieben Uhr, natürlich nicht pünktlich. Wie auch, wenn der Bus selbst zu spät kommt. Viereinhalb Stunden später waren wir in New York.

Am Port Authority Bus Terminal in der Nähe vom Times Square war die Fahrt zu Ende. Dieser Busbahnhof übertraf den in Boston natürlich nochmal um einige Dimensionen. Und die Durchfahrten waren gefühlt noch etwas enger, niedriger und dunkler. Dafür fand man sich relativ gut zurecht und war auch fix bei den U-Bahnen. Ein 7-Tages-Ticket lohnte sich für die 4 Tage voll, das hatten wir im Vorfeld schon herausgefunden und mit 24 € war es auch nicht überteuert. Da New York, und wir waren nur in Manhatten!, riesig ist, legt man doch echt viele Strecken mit der U-Bahn zurück.
Unser Hotel lag in der Upper West Side (Broadway Hotel&Hostel), W 101st Street. Den südlichsten Zipfel vielleicht noch ausgenommen, ist Manhatten sehr strukturiert aufgebaut: klassisches Schachbrett-Muster, die Alten Römer hätten es nicht besser machen können. Alle Straßen westlich vom Central-Park haben deswegen das "W" im Namen und je höher die Zahl, desto weiter im Norden ist man. Unser Hostel war quasi westlich vom nördlichsten Viertel des Central-Parks, vom Times Square ca. 15 Minuten mit der U-Bahn entfernt. Da wir noch nicht ins Zimmer konnten, haben wir erstmal nur den Klamotten-Rucksack dagelassen und bezahlt... etwas entsetzt über die 70$ Tax und Fees zusätzlich zu den 400, die auf der Rechnung standen und als bei Ankunft zu zahlender Betrag ausgewiesen waren. Natürlich stand irgendwo im Kleingedruckten, dass Steuern extra kommen. Und die sind in New York wohl die höchsten in den USA, wie der Rezeptionist meinte. Aber dann kommt auch noch occupancy fee von 3,50$ pro Nacht dazu, eine "Belegungsgebühr" also. Ah ja, natürlich belege ich als Gast dieses Zimmer, wenn ich es miete. Versteckte Kosten wo es nur geht hier in Amerika! Außerdem warteten wir in der Lobby noch eine Unwetter-Front ab, die auch zeitlich sehr präzise angesagt worden war. Eine weitere sollte später am Abend noch folgen.
In einem nahen Supermarkt haben wir außerdem noch Cornflakes, Milch und Einweg-Geschirr/Besteck gekauft um Frühstück für die nächsten Morgen zu haben. Das Hotel verfügte über eine Küchenzeile mit Mikrowelle, Wasserkocher, Toaster und einem großen Kühlschrank, in dem wir mit etwas Tetris-Übung auch das eigene Zeug noch unterbringen konnten. Frühstück an sich gibt es in dem Hotel nicht, aber man kann bei Bedarf Muffins, Cookies und kleine Snacks sowie Kaffe etc. kaufen.

Wall Street
Brookline Bridge
 Als der Regen dann vorüber war, ging es wieder mit der U-Bahn nach Downtown Manhatten. Mira hatte keinen Plan von dem, was kam. Mit Linie 2 oder 3 fuhren wir bis zur Wall Street, wo wir uns natürlich noch die New Yorker Börse angeschaut haben. Nur von außen, denn sie ist streng bewacht. Danach ging es zielstrebig ans Ufer des East Rivers, von wo aus man einen schönen Blick auf Brookline und die Brookline Bridge hatte. Außerdem sah man vom nahen Heliport ständig Hubschrauber zu Rundflügen abheben und wieder landen. Mira noch so zu mir, wie es wohl wäre, damit zu fliegen, weil sie einer ausgewanderten Arbeitskollegin das zur Hochzeit geschenkt hatten. Da hat Mira nicht schlecht geguckt, als sie kurz darauf sagen musste, ob sie auch mal Hubschrauber fliegen möchte =). Danke an meine Eltern und Großeltern für dieses tolle Geburtstags-geschenk!!!

Das Ganze lief sehr routiniert ab. Man muss einen Lehrfilm gucken, wie man sich auf dem Weg zum, am und im Hubschrauber und im Notfall (ja, Absturz) zu verhalten hat. Man bekommt eine Schwimmweste umgeschnallt und dann ging es auch schon los. Von den guides wird man zum wartenden Hubschrauber geleitet, aus Zeit- und Sicherheitsgründen ist dabei keine Zeit zum Fotografieren, wenn dann nur im Laufen. Auch muss man immer innerhalb der Markierungen bleiben. Einer der guides macht dann ein Foto vor der Hubschrauber, das man im Anschluss käuflich erwerben kann. Dann wird man platziert, sodass der Hubschrauber ausbalanciert ist, angeschnallt, bekommt Kopfhörer auf und dann geht es auch schon los. Wir waren mit noch einer dreiköpfigen Familie im Hubschrauber. Das war auf der Hinterbank (einer sitzt vorn neben dem Piloten) nicht besonders gemütlich, aber es ist ja nicht für die Ewigkeit.
Zuerst flogen wir auf die Brookline Bridge zu, dann in einem Bogen nach Süden zu Governors Island, Liberty Island (Freiheitsstatue) und Ellis Island (Einwanderungszentrum früher) ab, dann den Hudson River im Westen Manhattens hinauf bis zur George Washington Bridge an der Nord-West-Spitze. Manhatten selbst darf, wohl aufgrund der Terroranschläge vom 11. September, nicht überflogen werden - da sollte man sich keine Illusionen machen. Die Werbevideos werden anders gedreht =). Aber auch so haben wir, trotz Regendunst, eigentlich alles gesehen: das neue World Trade Center, das Empire State Building, das Crysler Building, das Yankee Stadium (Baseball), das Gebäude der Vereinten Nationen, den riesigen Central Park und vieles mehr. Es war schon absolut beeindruckend, diese Kulisse von oben zu sehen, wie vollgebaut die ganze Stadt ist, die unzähligen Wolkenkratzer -  auf Augenhöhe mit den höchsten. Die 15 Minuten Flug waren dann auch irgendwann leider wieder zu Ende, aber ich empfand es als gar nicht so kurz. Da man auf dem Rückweg wieder über dem Hudson River Richtung Süden fliegt, haben alle Insassen mal einen tollen Blick auf die Stadt, egal ob man jetzt links oder rechts sitzt.



neues World Trade Center und Downtown Manhattan

Anflug auf den Heliport
Yankee Stadium




neues World Trade Center
Danach sind wir zu Fuß Richtung Ground Zero, bis zum nächsten Programmpunkt war noch etwas Zeit. Da man zum Besichtigen der Gedenkstätte aber Tickets brauchte und die Schlangen nicht ganz kurz waren, verschoben wir das auf einen anderen Tag. Außerdem wurde die Zeit nun doch etwas knapp, in New York sind die Entfernungen doch immer etwas größer und auch wenn man nur ein paar Blocks laufen muss, verrinnen die Minuten schneller als gedacht. Ziel war der Pier 78 auf der Westseite von Manhatten, etwa auf Höhe des Times Square. Nach New York aus der Luft stand nun New York vom Wasser aus an: bei einer Bootsrundfahrt. Auch davon wusste Mira zuvor nix, aber sie hatte vermutlich eine Ahnung, als wir am Ende ziemlich zielstrebig Richtung Ufer gelaufen sind =).

Aus den Fahrplänen im Internet war allerdings nicht ersichtlich, dass es auch wochentags noch eine Fahrt um 19:30 gibt. Wir entschieden uns also für diese letzte Tour statt der geplanten 18-Uhr-Fahrt und gönnten uns noch etwas Pause und Pizza zum Abendbrot. Mittlerweile zog die zweite Gewitterfront drohend heran und entlud sich prompt als wir das Boot bestiegen. Schnell zogen wir die Regenjacken an und griffen zwei der Regencapes, die von der Besatzung verteilt wurden. Auf dem überdachten Oberdeck wurde man nur ein bisschen nass, der Wind ließ dem Regen keine Chance, senkrecht zu fallen. Mittlerweile war es auch stockdunkel, die Skyline toll erleuchtet und immer wieder erhellten Blitze den Himmel mit grellem Licht. Das Boot stampfte ganz schön durch die Wellen, aber auch wenn das Wetter etwas ungemütlich war, so war es doch auch irgendwie etwas Besonderes. Wir dachten gar nicht daran, ins stickige Unterdeck zu gehen. Das Boot fuhr zunächst den Hudson River hinunter zur Südspitze Manhattens und dann den East River im Osten hinauf bis ungefährt auf Höhe der UN. Diesen Part hatten wir mit dem Hubschrauber ja nicht überflogen und so war die Bootstour eine gute Ergänzung. Auf dem Rückweg hielt das Boot eine ganze Weile vor der – damals noch – erleuchteten Freiheitsstatue.
Mittlerweile ist dort das Licht aus und man kann sie auch nicht mehr besichtigen. Wie ihr sicher mitbekommen habt, hat die erzkonservativen Tea-Party-Bewegung das Land mit ihrer Blockadehaltung stillgelegt. Die Regierung hat keinen verabschiedeten Haushaltsplan und deswegen müssen 800.000 Staatsbedienstete in den Zwangsurlaub und staatliche Museeum, Denkmäler und Nationalparks wurden geschlossen. Betroffen ist unter anderen auf das National Institute of Health, die größte Forschungsinstitution weltweit. Labortiere werden zwar noch versorgt, aber auch viele Wissenschaftler haben Zwangsurlaub. Auch die Datenbank, in der alle wissenschaftlichen Publikationen weltweit zusammengefasst sind, wird wegen des „Government Shutdown“ nicht mehr aktualisiert. Und nur, weil diese Unverbesserlichen Obamas Gesundheitsreform verhindern wollen, die bereits vom Parlament verabschiedet und vom Obersten Gericht für verfassungskonform erklärt wurde.

Ah ja, zurück zum Thema. Nachdem alle ausreichend Fotos von der Freiheitsstatue gemacht hatten, ging es zurück zum Pier. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen, aber das Unwetter hatte Auswirkungen auf den U-Bahn-Betrieb. Wegen Stromstörungen fuhren drei Linien nicht mehr, aber unsere war zum Glück nicht betroffen. Ziemlich müde und erschöpft von dem langen Tag und den vielen Eindrücken vielen wir dann im Hotel ins Bett.


Empire State Builing (l) und World Trade Center (r)
Brookline Bridge mit Blitz und ohne




Den Hubschrauber-Rundflug haben wir mit Liberty Helicopters gemacht. Für diejenigen, die sich dieses etwas kostspiele Vergnügen auch überlegen, falls sie mal in New York sind: es gibt noch ein paar andere Anbieter von Rundflügen, preislich nehmen die sich alle nichts. Es gibt auch noch einen anderen Heliport am Westufer (Jersey City) des Hudson Rivers (Paulus Hook-Pier), aber der Downtown Heliport in Manhatten ist besser zu erreichen. Im Soar-and-Sail Package war die Bootstour (CitySightseeing Cruises) mit drin, das war ganz nett. Die Flug-Buchung über´s Internet und die Terminabsprache per Mail klappten hervorragend. Für die Bootsfahrt geht man einfach mit dem Gutschein an den Schalter und tauscht ihn gegen einen Fahrschein für eine beliebige Abfahrtszeit ein. Bei anhaltend schlechtem Wetter kann man telefonisch erfragen, ob und wann geflogen wird. Ansonsten hatte ich den Eindruck, dass man drankommt wie gerade Platz ist. Wir waren glaub ich 45min vor dem geplanten Abflug da und saßen prompt im Hubschrauber.
Im Endeffekt sicher teuer, aber empfehlenswert und man macht es ja auch nur einmal im Leben =).




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