Der Bus war etwas heruntergekommen, die Ledersitze abgewetzt und vielerorts
lugte der Schaumstoff durch Risse im Bezug. Naja. Abfahrt war kurz nach sieben
Uhr, natürlich nicht pünktlich. Wie auch, wenn der Bus selbst zu spät kommt.
Viereinhalb Stunden später waren wir in New York.
Am Port Authority Bus Terminal in der Nähe vom Times Square war die Fahrt zu
Ende. Dieser Busbahnhof übertraf den in Boston natürlich nochmal um einige
Dimensionen. Und die Durchfahrten waren gefühlt noch etwas enger, niedriger und
dunkler. Dafür fand man sich relativ gut zurecht und war auch fix bei den
U-Bahnen. Ein 7-Tages-Ticket lohnte sich für die 4 Tage voll, das hatten wir im
Vorfeld schon herausgefunden und mit 24 € war es auch nicht überteuert. Da New
York, und wir waren nur in Manhatten!, riesig ist, legt man doch echt viele
Strecken mit der U-Bahn zurück.
Unser Hotel lag in der Upper West Side (Broadway Hotel&Hostel), W 101st
Street. Den südlichsten Zipfel vielleicht noch ausgenommen, ist Manhatten sehr
strukturiert aufgebaut: klassisches Schachbrett-Muster, die Alten Römer hätten
es nicht besser machen können. Alle Straßen westlich vom Central-Park haben
deswegen das "W" im Namen und je höher die Zahl, desto weiter im
Norden ist man. Unser Hostel war quasi westlich vom nördlichsten Viertel des
Central-Parks, vom Times Square ca. 15 Minuten mit der U-Bahn entfernt. Da wir
noch nicht ins Zimmer konnten, haben wir erstmal nur den Klamotten-Rucksack
dagelassen und bezahlt... etwas entsetzt über die 70$ Tax und Fees zusätzlich
zu den 400, die auf der Rechnung standen und als bei Ankunft zu zahlender
Betrag ausgewiesen waren. Natürlich stand irgendwo im Kleingedruckten, dass
Steuern extra kommen. Und die sind in New York wohl die höchsten in den USA,
wie der Rezeptionist meinte. Aber dann kommt auch noch occupancy fee von 3,50$
pro Nacht dazu, eine "Belegungsgebühr" also. Ah ja, natürlich belege
ich als Gast dieses Zimmer, wenn ich es miete. Versteckte Kosten wo es nur geht
hier in Amerika! Außerdem warteten wir in der Lobby noch eine Unwetter-Front
ab, die auch zeitlich sehr präzise angesagt worden war. Eine weitere sollte
später am Abend noch folgen.
In einem nahen Supermarkt haben wir außerdem noch Cornflakes, Milch und
Einweg-Geschirr/Besteck gekauft um Frühstück für die nächsten Morgen zu haben.
Das Hotel verfügte über eine Küchenzeile mit Mikrowelle, Wasserkocher, Toaster
und einem großen Kühlschrank, in dem wir mit etwas Tetris-Übung auch das eigene
Zeug noch unterbringen konnten. Frühstück an sich gibt es in dem Hotel nicht,
aber man kann bei Bedarf Muffins, Cookies und kleine Snacks sowie Kaffe etc.
kaufen.
Wall Street |
Brookline Bridge |
Als der Regen dann vorüber war, ging es wieder mit der U-Bahn nach Downtown
Manhatten. Mira hatte keinen Plan von dem, was kam. Mit Linie 2 oder 3 fuhren
wir bis zur Wall Street, wo wir uns natürlich noch die New Yorker Börse
angeschaut haben. Nur von außen, denn sie ist streng bewacht. Danach ging es
zielstrebig ans Ufer des East Rivers, von wo aus man einen schönen Blick auf
Brookline und die Brookline Bridge hatte. Außerdem sah man vom nahen Heliport
ständig Hubschrauber zu Rundflügen abheben und wieder landen. Mira noch so zu
mir, wie es wohl wäre, damit zu fliegen, weil sie einer ausgewanderten
Arbeitskollegin das zur Hochzeit geschenkt hatten. Da hat Mira nicht schlecht
geguckt, als sie kurz darauf sagen musste, ob sie auch mal Hubschrauber fliegen
möchte =). Danke an meine Eltern und Großeltern für dieses tolle Geburtstags-geschenk!!!
Das Ganze lief sehr routiniert ab. Man muss einen Lehrfilm gucken, wie man
sich auf dem Weg zum, am und im Hubschrauber und im Notfall (ja, Absturz) zu
verhalten hat. Man bekommt eine Schwimmweste umgeschnallt und dann ging es auch
schon los. Von den guides wird man zum wartenden Hubschrauber geleitet, aus
Zeit- und Sicherheitsgründen ist dabei keine Zeit zum Fotografieren, wenn dann
nur im Laufen. Auch muss man immer innerhalb der Markierungen bleiben. Einer
der guides macht dann ein Foto vor der Hubschrauber, das man im Anschluss
käuflich erwerben kann. Dann wird man platziert, sodass der Hubschrauber
ausbalanciert ist, angeschnallt, bekommt Kopfhörer auf und dann geht es auch
schon los. Wir waren mit noch einer dreiköpfigen Familie im Hubschrauber. Das
war auf der Hinterbank (einer sitzt vorn neben dem Piloten) nicht besonders
gemütlich, aber es ist ja nicht für die Ewigkeit.
Zuerst flogen wir auf die Brookline Bridge zu, dann in einem Bogen nach
Süden zu Governors Island, Liberty Island (Freiheitsstatue) und Ellis Island
(Einwanderungszentrum früher) ab, dann den Hudson River im Westen Manhattens
hinauf bis zur George Washington Bridge an der Nord-West-Spitze. Manhatten
selbst darf, wohl aufgrund der Terroranschläge vom 11. September, nicht überflogen
werden - da sollte man sich keine Illusionen machen. Die Werbevideos werden
anders gedreht =). Aber auch so haben wir, trotz Regendunst, eigentlich alles
gesehen: das neue World Trade Center, das Empire State Building, das Crysler
Building, das Yankee Stadium (Baseball), das Gebäude der Vereinten Nationen,
den riesigen Central Park und vieles mehr. Es war schon absolut beeindruckend,
diese Kulisse von oben zu sehen, wie vollgebaut die ganze Stadt ist, die
unzähligen Wolkenkratzer - auf Augenhöhe mit den höchsten. Die 15 Minuten
Flug waren dann auch irgendwann leider wieder zu Ende, aber ich empfand es als
gar nicht so kurz. Da man auf dem Rückweg wieder über dem Hudson River Richtung
Süden fliegt, haben alle Insassen mal einen tollen Blick auf die Stadt, egal ob
man jetzt links oder rechts sitzt.
neues World Trade Center und Downtown Manhattan |
Anflug auf den Heliport |
Yankee Stadium |
neues World Trade Center |
Danach sind wir zu Fuß Richtung Ground Zero, bis zum nächsten
Programmpunkt
war noch etwas Zeit. Da man zum Besichtigen der Gedenkstätte aber
Tickets
brauchte und die Schlangen nicht ganz kurz waren, verschoben wir das auf
einen
anderen Tag. Außerdem wurde die Zeit nun doch etwas knapp, in New York
sind die
Entfernungen doch immer etwas größer und auch wenn man nur ein paar
Blocks
laufen muss, verrinnen die Minuten schneller als gedacht. Ziel war der
Pier 78
auf der Westseite von Manhatten, etwa auf Höhe des Times Square. Nach
New York
aus der Luft stand nun New York vom Wasser aus an: bei einer
Bootsrundfahrt. Auch davon wusste Mira zuvor nix, aber sie hatte
vermutlich eine Ahnung, als wir am Ende ziemlich zielstrebig Richtung
Ufer gelaufen sind =).
Aus den Fahrplänen im Internet war allerdings nicht ersichtlich, dass es auch
wochentags noch eine Fahrt um 19:30 gibt. Wir entschieden uns also für diese
letzte Tour statt der geplanten 18-Uhr-Fahrt und gönnten uns noch etwas Pause
und Pizza zum Abendbrot. Mittlerweile zog die zweite Gewitterfront drohend
heran und entlud sich prompt als wir das Boot bestiegen. Schnell zogen wir die
Regenjacken an und griffen zwei der Regencapes, die von der Besatzung verteilt
wurden. Auf dem überdachten Oberdeck wurde man nur ein bisschen nass, der Wind ließ
dem Regen keine Chance, senkrecht zu fallen. Mittlerweile war es auch
stockdunkel, die Skyline toll erleuchtet und immer wieder erhellten Blitze den
Himmel mit grellem Licht. Das Boot stampfte ganz schön durch die Wellen, aber
auch wenn das Wetter etwas ungemütlich war, so war es doch auch irgendwie etwas Besonderes. Wir dachten gar nicht daran, ins
stickige Unterdeck zu gehen. Das Boot fuhr zunächst den Hudson River hinunter
zur Südspitze Manhattens und dann den East River im Osten hinauf bis ungefährt
auf Höhe der UN. Diesen Part hatten wir mit dem Hubschrauber ja nicht
überflogen und so war die Bootstour eine gute Ergänzung. Auf dem Rückweg hielt
das Boot eine ganze Weile vor der – damals noch – erleuchteten Freiheitsstatue.
Mittlerweile ist dort das Licht aus und man kann sie auch nicht mehr
besichtigen. Wie ihr sicher mitbekommen habt, hat die erzkonservativen
Tea-Party-Bewegung das Land mit ihrer Blockadehaltung stillgelegt. Die
Regierung hat keinen verabschiedeten Haushaltsplan und deswegen müssen 800.000
Staatsbedienstete in den Zwangsurlaub und staatliche Museeum, Denkmäler und Nationalparks
wurden geschlossen. Betroffen ist unter anderen auf das National Institute of
Health, die größte Forschungsinstitution weltweit. Labortiere werden zwar noch
versorgt, aber auch viele Wissenschaftler haben Zwangsurlaub. Auch die
Datenbank, in der alle wissenschaftlichen Publikationen weltweit
zusammengefasst sind, wird wegen des „Government Shutdown“ nicht mehr
aktualisiert. Und nur, weil diese Unverbesserlichen Obamas Gesundheitsreform
verhindern wollen, die bereits vom Parlament verabschiedet und vom Obersten
Gericht für verfassungskonform erklärt wurde.
Ah ja, zurück zum Thema. Nachdem alle ausreichend Fotos von der Freiheitsstatue gemacht hatten, ging es zurück zum Pier. Der Regen hatte mittlerweile nachgelassen, aber das Unwetter hatte Auswirkungen auf den U-Bahn-Betrieb. Wegen Stromstörungen fuhren drei Linien nicht mehr, aber unsere war zum Glück nicht betroffen. Ziemlich müde und erschöpft von dem langen Tag und den vielen Eindrücken vielen wir dann im Hotel ins Bett.
Empire State Builing (l) und World Trade Center (r) |
Brookline Bridge mit Blitz und ohne |
Den
Hubschrauber-Rundflug haben wir mit Liberty Helicopters gemacht. Für
diejenigen, die sich dieses etwas kostspiele Vergnügen auch überlegen,
falls sie mal in New York sind: es gibt noch ein paar andere Anbieter
von Rundflügen, preislich nehmen die sich alle nichts. Es gibt auch noch
einen anderen Heliport am Westufer (Jersey City) des Hudson Rivers
(Paulus Hook-Pier), aber der Downtown Heliport in Manhatten ist besser
zu erreichen. Im Soar-and-Sail Package war die Bootstour
(CitySightseeing Cruises) mit drin, das war ganz nett. Die Flug-Buchung
über´s Internet und die Terminabsprache per Mail klappten hervorragend.
Für die Bootsfahrt geht man einfach mit dem Gutschein an den Schalter
und tauscht ihn gegen einen Fahrschein für eine beliebige Abfahrtszeit
ein. Bei anhaltend schlechtem Wetter kann man telefonisch erfragen, ob
und wann geflogen wird. Ansonsten hatte ich den Eindruck, dass man
drankommt wie gerade Platz ist. Wir waren glaub ich 45min vor dem
geplanten Abflug da und saßen prompt im Hubschrauber.
Im Endeffekt sicher teuer, aber empfehlenswert und man macht es ja auch nur einmal im Leben =).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen